Tony Kushner, Gerstenberg Verlag, Hildesheim 2004
Alter: Grundschulalter und älter
Besonderheit: Maurice Sendak ist und bleibt einer der größten Bilderbuchkünstler. Er mutet den Kindern und den Eltern etwas zu, er ist ein Wagnis und deshalb wird es nie nur beim Angucken bleiben. Er ist ein Psychologe und Erlebnisbewältiger, weshalb seine Bücher auch von Psychologen verwendet werden. Seine schrecklichen Wesen, die die Kinder lieben, entspringen frisch der Seele und arbeiten mit Angst gegen die Angst. Da er die ganze Illustrationsgeschichte der Kinderliteratur kennt, spielt er damit. Auf den zweiten Blick bekommen fast alle (nicht alle!) Ungeheuer etwas Bemitleidenswertes. Denn eigentlich sind es ja alles Sendaks traumatisierten Tanten und Onkel, die um das Bett des sehr kränklichen Brooklyner Jungen stehen, und ihm ihrer Überlebensgeschichten aufbürden. Wir finden auch viele Zitate aus dem Schtetlleben in M.S. Büchern. Und jetzt die Überraschung: M.S`s Bücher stecken auch voller Witz.
Inhalt: „Brundibar“ als nur ein Beispiel aus M.S.s Werkkatalog – es ist zudem eines der letzten Bücher, die er vor seinem Tod 2012 gemacht hat – beruht auf dem Libretto der Kinderoper „Brundibar“ von dem Prager Komponisten Hans Krása. Hans Krása war 1942 nach Theresienstadt deportiert und 1944 in Auschwitz ermordet worden. Das Singspiel „Brundibar“ hat er in Theresienstadt für die Kinder dort so umgeschrieben, dass sie es 55 mal aufführen konnten (dazu gibt es mittlerweile viel historisches und pädagogisches Material). Die Kinderoper war lebenserhaltend für Aufführende wie auch das Publikum.
In „Brundibar“ besiegen schlaue Kinder, weil sie zusammenhalten, den bösen Leierkastenmann Brundibar. Die Poesie osteuropäischer Geschichten tut das Ihre dazu, weshalb auch die Tiere sich aufmachen in den gemeinsamen Kampf.
Besser als andere Bücher, weil: es, für den, der Augen hat, Hitler auftreten lässt.
Kleine Kritik: „Brundibar“ sollte nicht zur allerorten gezeigten und nur gut gemeinten „Schultheater“-Aufführung herabgestuft werden.
Artikel „Jüdische Allgemeine“:
http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/2678
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