
Brigitte Jünger, Jungbrunnen Verlag, Wien 2019
Von der Autorinnen Seite:
Er ist schwarz, hat blanke Knöpfe und ist noch kein einziges Mal getragen worden. Der Mantel, der in Stommeln bei Agnes Stielow im Schrank hängt, wird seit 70 Jahren in ihrer Familie gehegt und gepflegt. Der Großvater, Schneidermeister Gottfried Johnen, hat den Mantel 1942 für seine jüdische Kundin Jenny Stock angefertigt. Sie hat ihm kurz vor der Deportation der Familie diesen Mantel zur Aufbewahrung überlassen. Für Jenny Stock war er das Unterpfand ihrer Hoffnung auf eine Rückkehr der Familie ins drei Kilometer entfernte Fliesteden. In diesem Dorf hatte die Familie Stock über Generationen gelebt, bis die menschenverachtende Politik der Nazis Jenny und Max und die Kinder Susi und Wolfgang zu Aussätzigen machte, die vom Leben im Dorf ausgeschlossen wurden. Das ist der reale Hintergrund meiner Geschichte. In meinem Buch lasse ich Fanette, ein 14jähriges Mädchen aus Paris, dieser Geschichte auf die Spur gehen. Ihr Nachbar Aron Schatz, 95 und seit Ewigkeiten mit Fanette befreundet, überlässt ihr den Abholschein für einen Mantel,
von dem niemand glaubt, dass er noch existiert. Arons Erinnerungen und Fanettes Nachforschungen während eines Schüler- Auslandsaufenthaltes nähern sich der Vergangenheit Stück für Stück an. Und die Toten, die keine Ruhe finden, erzählen die Geschichte auf ihre Weise.
„Der Mantel ist mehr als nur ein Mantel. Der Mantel ist die Familie Stock.“
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