Tom Seidmann-Freud, Edition Progris, Berlin 2015 (Originalausgabe 1923)
Martha Gertrud Freud wird 1982 in Wien geboren. Ihre Mutter Maria Freud ist die Schwester des Psychoanalytikers Sigmund Freud. Im Alter von 15 Jahren nimmt Martha Gertrud die männlichen Vornamen Tom an. Nach der Schule besucht sie eine Kunstschule in London. 1913 stellt Tom Freud in Berlin mit dem Baby-Liederbuch ihre erste Publikation vor, dessen Illustrationen am Jugenstil orientiert sind. Alle Exemplare sind von Hand koloriert. Die Verse stammen ebenfalls von Tom Freud. 19220 lernt sie den Schrifsteller Jakob (Jankew) Seidmannkennen. Die beiden heiraten und bekommen eine Tochter. Die kleine Familie lebt in Berlin. Jankew Seidmann und Tom Seidmann-Freud gründen zusammen den Peregin-Verlag. Tom Seidmann-Freud hat unter Kunstkennern einen Namen als außergewöhnliche Illustratorin. „Die Fischreise“ ist ihr vielleicht schönstes und bekanntestes Buch. Ihre pädagogischen Bilderbücher (Fibeln) begeisterten auch Walter Benjamin, der in der „Frankfurter Zeitung“ schreibt: „Wieder haben die beiden methodischen Leitmotive sich glänzend bewahrt: die restloseAktivierung des Spielbetriebs durch die innige Verbindung von Schreiben und Zeichnen und die Bestätigung kindlichen Selbstvertrauens durch die Ausweitung der Fibel zur Enzyklopädie.“ Chaim Bialik suchte die Zusammanarbeit mit Tom Seidmann-Freud, gründete in Berlin denVerlag Ophir, dessen Programm es sein sollte, Klassiker für Kinder verständlich ins Hebraïsche zu übersetzen. Tom Seimann-Freud sollte die bücher illustrieren. Während der Weltwirtschaftskrise 1929 geht der Vermögen der Seidmanns verloren. Bialik ist bereits nach Palästina ausgewandert, für Hilfe steht er nicht bereit. Jankew Seidmann nimmt sich das Leben. Tom Seidmann-Freud stürtzt in eine tiefe Depressionund überlebt ihren Mann nur um wenige Monate.
In „Die Fischreise“ geht es um Peregrin, einen Jungen, eien Sonderling. Peregrin träumt von einem Fisch, der ihn wegholt aus der schwierigen Welt und in ein Trauland bringt: „Das Land ist das Beste, das ich mir denken kann.“ Dort ist alles so, wie es gut ist. Es gibt nur Kinder. Geld braucht man nicht. Am Ende ruft Peregrin den Fisch wieder. Der zeigt sich zunächst ärgerlich, weil er denkt, Peregrin wäre unzufrieden. Aber so ist es doch gar nicht. Peregrin will sich nur beim Fisch bedanken.
Man kann in dieser Geschichte Anlehnungen an Theodor Herzls „Altneuland“ entdecken, vor allem aber ist „Die Fischreise“, die tatsächlich einem „Theodor“ gewidmet ist, ein Versuch Tom Seidmann-Freuds den frühen Tod ihres Bruders Theodor zu vearbeiten. Er war 1920 ertrunken.
In Israel wird Tom Seidmann-Freud bis heute sehr geschätzt.
Artikel „Süddeutsche Zeitung“:
http://www.sueddeutsche.de/kultur/kunst-frei-wie-ein-kind-1.3640683
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