Tsao und Jing-Ling

Ruth Rewald, Arco Verlag, Wuppertal 2020 (1936)

Verlagstext: Der zehnjährige Tsao und seine kleine Schwester Jing-Ling leben mit ihren Eltern friedlich in einem kleinen chinesischen Dorf – bis der Verwalter des reichen Herrn Wu auftaucht. Weil dessen Kredit nach einer Missernte nicht eingetrieben werden kann, werden die Geschwister zur Ware und verpfändet. Den verzweifelten Eltern wird vorgegaukelt, ihre Kinder erwarte ein glücklicheres Leben in der großen Kaiserstadt Peking, Bildung und künftiger Wohlstand. Was Tsao und Jing-Ling in Wahrheit erleben, ist wie die Hölle auf Erden: Gefangen in einer Seidenfabrik, sind sie hemmungsloser Ausbeutung ausgesetzt. Aber Tsao gelingt die Flucht, und er findet heimliche Verbündete, mit denen er den scheinbar aussichtslosen Kampf zur Befreiung Jing-Lings und gegen die Unterdrückung der Ärmsten wagt. Ruth Rewalds Chinabuch Tsao und Jing-Ling ist mit Blick auf Kinderarbeit und Profitgier noch immer von erschreckender Aktualität. Es beeindruckt als Vision von der Kraft zivilen Ungehorsams und der Solidarität – und von starken Kindern. Die Publikation in einer Schweizer Gewerkschaftszeitung kam 1936 auf Fürsprache der bekannten Autorin Lisa Tetzner zustande, die sich gemeinsam mit ihrem Mann Kurt Kläber – als „Kurt Held“ der Verfasser von Die rote Zora – begeistert zeigte.

Zu Ruth Rewald und ihren Büchern: Die Autorin Ruth Rewald wurde am 5. Juni 1906 in Berlin geboren. Während ihres Jura-Studiums lernt sie Hans Schaul, der ihr Ehemann werden sollte, kennen. Weil das Studium sie nicht wirklich erfüllt, bricht sie ab, arbeitet für ein paar Monate in einem städtischen Tagesheim für Kinder, wo ihr Wunsch entsteht, für Jugendliche zu schreiben. 1931 erscheint Ruth Rewalds erstes Werk, die beiden Erzählungen „Rudi und sein Radio“ und „Peter Meyer liest Geschichten vor“. 1932 folgt der Roman: „Müllerstraße. Jungens von heute.“ Er ist ein großer Erfolg und wird mit Erich Kästners „Emil und die Detektive“ verglichen. Ein nächstes „Mädchenbuch“ bleibt unvollendet. Ruth Rewald flüchtet nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten zusammen mit ihrem Mann nach Paris. Um finanziell über die Runden zu kommen, nimmt sie einige Gelegenheitsjobs an. Nachts schreibt sie auf ihrer geliebten Reiseschreibmaschine. So entsteht „Janko“. Ruth Rewald bekommt ihr erstes Kind, während ihr Mann im Spanischen Bürgerkrieg kämpft. Als es ihr möglich ist, reist sie ihm nach, arbeitet in einem Heim für Kinder, deren Eltern im Krieg umgekommen sind, schreibt ein Buch über eben diese Kinder. Ruth Rewald schreibt immer weiter. 1942 wird sie, zwei Jahre später auch ihre kleine Tochter, die deren französische Lehrerin vergeblich versucht hatte zu retten, in Auschwitz ermordet.

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